#diskursiv: Expeditionen ins afrikanische Österreich

Beginn: 19:30
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#diskursiv: Expeditionen ins afrikanische Österreich
Walter Sauer, lehrt am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien und ist Vorsitzender des Dokumentations- und Kooperationszentrums Südliches Afrika. Sein besonderes Anliegen ist die kritische Aufarbeitung von Österreichs Involvierung in Kolonialismus und Apartheid.

Am 20. Mai um 19:30 wird der Historiker Walter Sauer in der Kulturbackstube Bäckerei sein neuestes Buch vorstellen: „Expeditionen ins afrikanische Österreich. Ein Reisekaleidoskop.“

Seit der Antike hat es immer wieder eine Auseinandersetzung der österreichischen Bevölkerung mit dem afrikanischen Kontinent, seiner Geschichte, seinen Reichtümern und, nicht zuletzt, seinen Menschen gegeben. Diese Diskurse fanden allerdings auf sehr unterschiedlichen theoretischen Niveaus und über lange Zeiträume hinweg eher indirekt als direkt statt.

Anhand von Architektur und bildender Kunst, Denkmälern und Straßen¬namen, in Museen und Afro-Lokalen ist diese Auseinandersetzung ablesbar. „Expeditionen ins afrikanische Österreich“ ist als ein Reiseführer konzipiert, der zu über 500 afrikarelevanten (Gedenk-) Orten im ganzen Bundesgebiet führt.

Der überregionale Vergleich sowie die kulturhistorische Analyse von afrikarelevanten Stätten in Österreich ergibt ein differenzierteres, chronologisch wie soziologisch breit gefächertes Bild: Die Sichtweise des jeweils „Anderen" und im Besonderen die Interpretation der (häufig indirekten) Begegnung mit Afrika war von den verschiedensten ökonomischen, politischen, sozialen oder kulturellen Faktoren bestimmt. Nicht immer war das europäische Bild von Afrika negativ bzw. dominierten diskriminierende und rassistische Elemente – ganz im Gegenteil. Vielmehr verlief die Entwicklung der Sichtweise Afrikas „vom Paradies zum Krisenkontinent“: Die Herausbildung eines Negativklischees bzw. die Akzeptanz von kulturell oder biologisch argumentierenden Rassentheorien erfolgte parallel zur Entstehung und Durchsetzung des europäischen Kolonialismus. Sobald Europa die ideelle Abwertung Afrikas und seiner Bewohner/innen zur Legitimierung seines Herrschafts- und Eroberungsanspruchs brauchte, wurde das Image Afrikas negativ. Umgekehrt gaben Dekolonisation und Emanzipation Afrikas zumindest in politisch engagierten Kreisen Anlaß zu positiven, von Parteinahme und Solidarität geprägten Afrikabildern. Diese allerdings finden sich im öffentlichen Raum Österreichs nur in Ausnahmefällen verankert.