VERSCHOBEN: Coronakontrolle - Nach der Krise, vor der Katastrophe

xxxx
xxxx
VERSCHOBEN: #diskursiv: Coronakontrolle - Nach der Krise, vor der Katastrophe
LEIDER MUSS DIE VERANSTALTUNG AUFGRUND DER AKTUELLEN REISEWARNUNGEN VERSCHOBEN WERDEN. WIR HALTEN EUCH AUF DEM LAUFENDEN!

Wir begrüßen Georg Seeßlen im Rahmen unserer #diskursiv Reihe, welcher sein neuestes Buch "Coronakontrolle - Nach der Krise, vor der Katastrophe" (Bahoe Books) präsentieren wird.

Zu Beginn der Pandemie, die als «Coronakrise» in die Geschichte eingehen soll, gab es noch eine Reihe von Hoffnungen. Die Krise würde zu mehr Einsicht in die Notwendigkeit gesellschaftlich-solidarischer Einrichtungen führen, zu mehr Wertschätzung für Ärzte und Pflegepersonal, zu mehr Solidarität in den Bevölkerungen. Als kleines Nebenprodukt würde sie die Frage erlauben, ob der Kapitalismus in seiner aktuellen Form wirklich die beste Weltordnung liefere, sie würde Autokraten enttarnen, den Populismus überflüssig machen, die Wertschätzung für Kultur und Kritik wieder beleben, soziales Verantwortungsgefühl und ein Bewusstsein für den Kampf gegen die Umweltzerstörung erzeugen ... Kurz: Die Krise wäre zugleich mit den Gefahren vielleicht auch eine Geburtshilfe für neue Chancen.

Mit zunehmender Dauer müssen wir uns indes auch von den Hoffnungen auf eine bessere Post-Krisen-Welt verabschieden. Denn bereits als viele Menschen nur mit ihrem persönlichen Überleben, mit ihren Einschränkungen und mit der Verantwortung für die Nächsten zu tun hatten, setzt die Bewegung von Reaktion und Restauration ein. Die Hoffnungsblasen platzen und es zeichnet sich ab: Die Gewinner der Vor-Krise werden wieder die Gewinner der Nach-Krise sein (mit etlichen Verschiebungen, Verstärkungen und Vermittlungen). Die Verlierer sollen weitere Verluste in Kauf nehmen – ganz im Dienste des «Systems».

Möglicherweise aber ist der Kipppunkt noch nicht erreicht, noch sind die Chancen, die für Kritik und Widerstand in einer Krise stecken, nicht endgültig vertan. Deswegen ist eine Analyse notwendig, die sich keine Illusionen macht, aber auf «tätige Hoffnung» (Bloch) nicht verzichtet. Dafür liefert das vorliegende Buch Material und Ansatzpunkte.

Zur Person Georg Seeßlen:
Georg Seeßlen, geboren 1948 in München, studierte Semiotik, Malerei und Kunstgeschichte und arbeitet als freier Autor, Feuilletonist und Filmkritiker.